Mit Talent und Ruhe an die Spitze

Beachvolleyballerin Cinja Tillmann und ihr WM-Coup

2020 lag die inzwischen für die DJK Tusa Düsseldorf startende Abwehrspielerin mit dem Verband im Clinch. Erst seit eineinhalb Jahren bildet sie mit Svenja Müller ein Duo. Jetzt hat das Nationalteam bei der Weltmeisterschaft in Rom die Bronzemedaille gewonnen. Das richtige Coaching, mentale Stärke und die Fähigkeit, sich punktgenau fokussieren zu können, haben der 30-Jährigen aus dem Team Düsseldorf und ihrer Spielpartnerin auf dem Weg nach oben geholfen.

So richtig freuen wollten sich Cinja Tillmann und ihre Teamkollegin Svenja Müller zunächst nicht. Dabei hatte das Beachvolleyball-Duo gerade den größten Erfolg seit Beginn seines Zusammenspiels vor eineinhalb Jahren erreicht. Bei der Weltmeisterschaft in Rom durften sich Tillmann und Müller die Bronzemedaille um den Hals hängen – und als erst drittes deutsches Damen-Team in der WM-Geschichte aufs Podium steigen.

Trotzdem waren die ersten Emotionen von gedämpfter Natur, nachdem das gegnerische Duo aus der Schweiz im „kleinen Finale“ aufgrund einer schweren Verletzung von Joana Heidrich aufgeben musste. „Einerseits freuen wir uns über die Medaille und unsere gute Turnierleistung. Andererseits war das Ende einfach schrecklich. Wir haben immer noch sehr gemischte Gefühle“, sagte die für die DJK Tusa Düsseldorf startende Tillmann.

Nervenstark durch die ersten K.o.-Runden

Ungeschlagen waren Tillmann/Müller in Rom durch die WM-Vorrunde gerutscht, ehe sie in den K.o.-Runden erfolgreich aus mehreren Beachvolleyball-Krimis hervorgingen. Im ersten Alles-oder-Nichts-Spiel hieß es gegen das finnische Duo Lahti/Ahtiainen 18:16 im dritten Satz, nach einem weiteren 2:1 über Cannon/Sponcil aus den USA bezwangen sie die australischen Olympia-Zweiten Taliqua Clancy und Mariafe Artacho Del Solar nicht minder dramatisch mit 16:14 im entscheidenden Durchgang.

Die Halbfinalniederlage gegen Sophie Bukovec und Brandie Wilkerson, die im Turnierverlauf unter anderem Karla Borger und Julia Sude stoppten, verhinderte eine höhere Stufe auf dem Siegerpodest am Sonntagabend. Das Spiel um Bronze gegen Joana Heidrich und Anouk Vergé-Dépré sollte der krönende Abschluss werden – und endete im Drama um Heidrich, die sich beim Stand von 16:21 und 7:10 aus Sicht der Deutschen die Schulter auskugelte.

Konstant gute Leistungen in dieser Saison

Das Duo Tillmann/Müller hat einen durchaus rasanten Aufstieg in die Weltspitze hinter sich, der vor allem an den Tour-Ergebnissen des Duos aus dem ersten Saisonabschnitt 2022 abzulesen ist: Platz neun in Mexiko, zwei fünfte Plätze in Katar und der Türkei und Ende Mai schließlich der Turniersieg beim Elite 16 im tschechischen Ostrava – schon vor den Tagen von Rom war die Bilanz beeindruckend.

Foto: Imago/Beautiful Sports

Großen Anteil an den Erfolgen haben die beiden Coaches Kirk Pitman und Helke Claaßen, die Cinja Tillmann und ihre neun Jahre jüngere Spielpartnerin inzwischen betreuen. Der Neuseeländer Pitman führte die Viertelfinalgegnerin des deutschen Nationalteams in Tokio zur olympischen Medaille, Claaßen kommt nach ihrer Babypause jetzt erst zurück und setzt ebenso wie Pitman auf viel mentales Training.

Ihre fehlende WM-Erfahrung machten Debütantin Müller und Tillmann, die ihre zweite WM spielte, mit fast schon stoischer Ruhe und ihrer „Punkt-für-Punkt“-Mentalität wett. „Wir haben versucht, unsere Routinen und Abläufe nicht zu verändern. Bei uns steht im Mittelpunkt, jeden Punkt im Spiel gleich anzugehen“, erklärt Tillmann.

Das große Ziel am Horizont sind und bleiben natürlich die Olympischen Spiele in zwei Jahren in Paris. „Dass das so schnell so gut wird, damit hätten wir auch nicht gerechnet“, sagte Niclas Hildebrand, Sportdirektor beim Deutschen Volleyball-Verband (DVV) gegenüber der Süddeutschen Zeitung in Bezug auf die Entwicklung des Duos. Doch Abwehrspezialistin Cinja Tillmann scheint in der Blockerin Svenja Müller endlich die ideale Partnerin gefunden zu haben.

Ankunft in der nationalen Beletage und Weltspitze

Beim DVV wissen sie auch, über welches Potenzial Cinja Tillmann verfügt. Das zeigte sich zwar bereits im Jahr 2020, als die heute 30-Jährige mit Kim Behrens EM-Silber gewann. Doch zu dieser Zeit machte Tillmann abseits der Sandplätze dadurch auf sich aufmerksam, in dem sie gegen den Verband prozessierte, weil der ihrer Meinung nach die damaligen Nationalteams bei den Nominierungen für Top-Events bevorzugt behandelte.

Inzwischen bildet Cinja Tillmann gemeinsam mit Svenja Müller selbst ein offizielles Nationalteam. Und im heißen Rom stellten sie viele andere Duos aus zahlreichen Nationen in den kühlen Schatten. Ob dies hierzulande eine sportliche Wachablösung einläutet, muss jeder Beobachter der Beachvolleyball-Szene für sich selbst entscheiden. Man kann es auch ganz einfach aus einem anderen Blickwinkel sehen: Mit Cinja Tillmann und Svenja Müller ist ein weiteres deutsches Team in der Weltspitze angekommen. „So richtig eingeordnet haben wir all das noch nicht. Das braucht wohl noch ein paar Tage“, erzählt Tillmann.

Der Beitrag Mit Talent und Ruhe an die Spitze*Beachvolleyballerin Cinja Tillmann und ihr WM-Coup erschien zuerst auf D.SPORTS – Sportstadt Düsseldorf.

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