Was für ein Jahr für Selin Oruz!

EM-Titel zum Abschluss für DHC-Hockey-Star

Wo Selin Oruz ist, da ist offensichtlich auch Erfolg. Mit der Deutschen Hockey-Nationalmannschaft holte sich die Sportlerin des Düsseldorfer HC am vergangenen Wochenende den Titel des Hallen-Europameisters nach einem knappen Triumph im Finale gegen die Niederlande. Die 25-Jährige hat überhaupt ein großartiges Jahr hinter sich, das sportlich kaum noch Steigerungsmöglichkeiten hat und ihr beruflich einen großen Schritt ermöglicht hat. Wir sprachen mit dem Mitglied im TEAM Düsseldorf.

Hallo Selin, schön dass Du Gelegenheit hast, mal kurz zur Ruhe zu kommen, um ein wenig über das abgelaufene Jahr zu sprechen. Wie geht es Dir, bist Du etwas im Stress?
Selin Oruz: Ja, das bin ich. Aber es hat sich ja auch gelohnt, wie sich am Wochenende gezeigt hat, sonst wäre der ganze Aufwand ja umsonst.

Herzlichen Glückwunsch zum EM-Titel! Der Eindruck täuscht doch nicht, dass Du Dich sehr darüber gefreut hast…
Oruz: Neun, das täuscht nicht, ich habe mich auf jeden Fall sehr gefreut. Das war ein schönes Erlebnis und hat echt gutgetan.

Es ist etwas anderes als beim DHC. Aber auch die Danas haben im Team zusammengehalten, als Mannschaft überzeugt und offensichtlich viel Spaß gehabt. Was hat das Nationalteam bei der EM ausgezeichnet?
Oruz: Am Ende war die Zusammenstellung der Mannschaft ein großer Faktor für den Erfolg. Das waren alles Spielerinnen in unserem Team, die seit Jahren für den Hockeysport alles stehen- und liegenlassen würden und mit 100 Prozent Freude und Leidenschaft dabei sind. Dazu kommen drei Spielerinnen, mit denen ich meine gesamte Karriere in der Nationalmannschaft verbracht habe – Lisa Altenburg, Janne Müller-Wieland und Franzisca Hauke. Sie haben sich über Jahre verdient gemacht für dieses Team und mit dem EM-Titel einen krönenden Abschluss bei den Danas feiern können. Auf und neben dem Platz wurde das Ganze von purer Leidenschaft für diesen Sport und das Team geprägt. 

Was bedeutet für Dich die Nationalmannschaft?
Oruz: Es ist schon klasse, auf dem höchsten Niveau in der eigenen Sportart spielen zu können – unter anderem bei Olympischen Spielen. Aber das würde mir nicht genügend geben, weil wir Amateursportler sind. Ich habe großen Spaß an diesem Sport und es hängt viel an den Leuten, mit denen ich da zusammen auf dem Platz stehe. Das ist total stimmig für mich, weil man dann auch Erfolg haben kann. 

Wie schade ist es, dass Hockey nicht so im Mittelpunkt im deutschen Sport steht wie in anderen Ländern?
Oruz: Viele Menschen in Deutschland haben diesen Sport nicht auf dem Schirm, weil er nicht sichtbar genug gemacht wird. Ich bin goldrichtig im Hockey.  Ein Vergleich mit dem Fußball passt da nicht, weil wir alle happy sind, neben dem Sport noch etwas anderes zu haben. Schade finde ich es nur, dass weder ARD noch ZDF bei solchen Ereignissen wie jetzt bei der Hallenhockey-EM mal groß berichten.

Wie haben sich die beiden anderen DHC-Spielerinnen Nathalie Kubalski und Sara Strauss bei der EM geschlagen?
Oruz: Nathie hat ein Topturnier gespielt und hatte überragende Paraden gezeigt. Das ist schon Gold wert, sie im Kasten zu haben. Sara war die jüngste Spielerin in unserem Kreis und unser Küken. Sie hat viele gute Erfahrungen und ihren Job gut gemacht.

Wie siehst Du das gesamte Jahr im Rückblick?
Oruz: Oh ja, das ist schon fast vorbei. Das war super erfolgreich. Wir haben den nationalen Hallen-Titel mit dem DHC gewonnen, hatten uns zwar bei der European Hockey League (EHL) etwas mehr erwartet, aber wir waren das erste Mal dabei. Der erneute nationale Titel auf dem Feld war ja schon fast historisch. Bei der WM haben wir gut gespielt und hätten uns auch eine Medaille verdient. Und der EM-Erfolg am Wochenende war dann ein toller Abschluss. Unter dem Strich würde ich dieses Jahr als sehr gelungen bezeichnen. Ich habe das zweite Staatsexamen nach dem Medizinstudium bestanden und bin volley ins Praktische Jahr hineingeflogen, was mir der Bundestrainer im Vorblick auf die Olympischen Spiele 2024 auch empfohlen hat. Es war also für mich ein Super-Programm mit wenig Luft zu Atmen – aber es war beruflich auf jeden Fall die richtige Entscheidung. Jetzt bin ich gespannt, ob ich noch richtig in Weihnachtsstimmung komme.

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